Dein Adlerauge, was ersieht's?

Dir huldigt ringsum die Natur,

's ist alles dein;

Und bist allein,

Bist elend nur!

Arsinoe.

Der singt wahrhaftig gar zu schön!

Psyche.

Mir will das Herz in meiner Brust vergehn.

Satyros singt.

Hast Melodie vom Himmel geführt

Und Fels und Wald und Fluß gerührt;

Und wonnlicher war dein Lied der Flur

Als Sonneschein;

Und bist allein,

Bist elend nur!

Psyche.

Welch göttlich hohes Angesicht!

Arsinoe.

Siehst denn seine langen Ohren nicht?

Psyche.

Wie glühend stark umher er schaut!

Arsinoe.

Möcht drum nicht sein des Wunders Braut.

Satyros.

O Mädchen hold, der Erde Zier!

Ich bitt euch, fliehet nicht vor mir.

Psyche.

Wie kommst du an den Brunnen hier?

Satyros.

Woher ich komm, kann ich nicht sagen,

Wohin ich geh, müßt ihr nicht fragen.

Gebenedeit sind mir die Stunden,

Da ich dich, liebes Paar! gefunden.

Psyche.

O lieber Fremdling! sag uns recht,

Welch ist dein Nam und dein Geschlecht?

Satyros.

Meine Mutter hab ich nie gekannt,

Hat niemand mir mein'n Vater genannt.

Im fernen Land hoch Berg und Wald

Ist mein beliebter Aufenthalt.

Hab weit und breit meinen Weg genommen.

Psyche.

Sollt er wohl gar vom Himmel kommen?

Arsinoe.

Von was, o Fremdling, lebst du dann?

Satyros.

Vom Leben, wie ein andrer Mann.

Mein ist die ganze weite Welt,

Ich wohne, wo mir's wohlgefällt.

Ich herrsch übers Wild und Vögelheer,

Frücht auf der Erden und Fisch im Meer.

Auch ist auf'm ganzen Erdenstrich

Kein Mensch so weis und klug als ich.

Ich kenn die Kräuter ohne Zahl,

Der Sterne Namen allzumal,

Und mein Gesang, der dringt ins Blut

Wie Weines Geist und Sonnen Glut.

Psyche.

Ach Gott! ich weiß, wie's einem tut.

Arsinoe.

Hör, das wär meines Vaters Mann.

Psyche.

Ja freilich!

Satyros.

Wer ist dein Vater dann?

Arsinoe.

Er ist der Priester und Ältest im Land,

Hat viele Bücher und viel Verstand,

Versteht sich auch auf Kräuter und Sternen;

Ihr müßt ihn wahrhaftig kennen lernen.

Psyche.

So lauf und bring ihn schwind herbei!

Arsinoe ab.

Satyros.

So sind wir denn allein und frei.

O Engelskind! Dein himmlisch Bild

Hat meine Seel mit Wonn erfüllt.

Psyche.

O Gott! seitdem ich dich gesehn,

Kann kaum auf meinen Füßen stehn.

Satyros.

Von dir glänzt Tugend-Wahrheits-Licht

Wie aus eines Engels Angesicht.

Psyche.

Ich bin ein armes Mägdelein,

Dem du, Herr! wollest gnädig sein.

Er umfaßt sie.

Satyros.

Hab alles Glück der Welt im Arm

So Liebe-Himmels-Wonne warm!

Psyche.

Dies Herz mir schon viel Weh bereit't,

Nun aber stirbt's in Seligkeit.

Satyros.

Du hast nie gewußt, wo mit hin?

Psyche.

Nie, — als seitdem ich bei dir bin.

Satyros.

Es war so ahnungsvoll und schwer,

Dann wieder ängstlich arm und leer;

Es trieb dich oft in Wald hinaus,

Dort Bangigkeit zu atmen aus;

Und wollustvolle Tränen flossen,

Und heilge Schmerzen sich ergossen,

Und um dich Himmel und Erd verging?

Psyche.

O Herr! Du weißest alle Ding.

Und aller Seligkeit Wahntraumbild

Fühl ich erbebend voll erfüllt.

Er küßt sie mächtig.

Psyche.

Laß ab! — mich schaudert's — Wonn und Weh —

O Gott im Himmel! ich vergeh —

Hermes und Arsinoe kommen.

Hermes.

Willkommen, Fremdling, in unserm Land.!

Satyros.

Ihr tragt ein verflucht weites Gewand.

Hermes.

Das ist nun so die Landesart.

Satyros.

Und einen lächerlich krausen Bart.

Arsinoe leise zu Psyche.

Dem Fratzen da ist gar nichts recht.

Psyche.

O Kind! er ist von einem Göttergeschlecht.

Hermes.

Ihr scheint mir auch so wunderbar.

Satyros.

Siehst an mein ungekämmtes Haar,

Meine nackte Schultern, Brust und Lenden,

Meine lange Nägel an den Händen;

Da ekelt dir's vielleicht dafür?

Hermes.

Mir nicht!

Psyche.

Mir auch nicht.

Arsinoe für sich.

Aber mir!

Satyros.

Ich wollt sonst schnell von hinnen eilen

Und in dem Wald mit den Wölfen heulen,

Wenn ihr euer unselig Geschick

Wolltet wähnen für Gut und Glück,

Eure Kleider, die euch beschimpfen,

Mir als Vorzug entgegenrümpfen.

Hermes.

Herr! es ist eine Notwendigkeit.

Psyche.

O, wie beschwert mich schon mein Kleid!

Satyros.

Was Not! Gewohnheitsposse nur,

Fernt euch von Wahrheit und Natur,

Drin doch alleine Seligkeit

Besteht, und Lebens-Liebens-Freud;

Seid all zur Sklaverei verdammt,

Nichts Ganzes habt ihr allzusamt!

Es drängt sich allerlei Volks zusammen.

Einer aus dem Volk.

Wer mag der mächtig Redner sein?

Ein Anderer.

Einem dringt das Wort durch Mark und Bein.

Satyros.

Habt eures Ursprungs vergessen,

Euch zu Sklaven versessen,

Euch in Häuser gemauert,

Euch in Sitten vertrauert,

Kennt die goldnen Zeiten

Nur aus Märchen, von weiten.

Das Volk.

Weh uns! Weh!

Satyros.

Da eure Väter neugeboren

Vom Boden aufsprangen,

In Wonnetaumel verloren

Willkommelied sangen,

An mitgeborner Gattin Brust,


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